Die Blaufrau

Mein Bild
Malen, Zeichnen und Textilkunst haben mich mein Leben lang begleitet, je länger, desto intensiver. Ich bin gespannt, wo es noch hingeht!

Donnerstag, 29. September 2016

Mondlicht

Ein Regen aus Mondlicht tropft zur Erde. Das Gold des Fadens sieht überall anders aus. Es fehlt noch was. Die Erde ist noch mehr als die Blume. Ich bin sicher, dass es mir bis Samstag einfällt. Dann wird das Stückchen verschenkt. 


Welchen Ausschnitt? Je mehr auf den Mond reduziert, desto japanischer sieht es aus. Reduzieren aufs Wesentliche. Und dann noch ein bißchen weiter. Unten noch ein größeres Stück blaugrünen Stoff freilassen, Erde. Ruhe. Das kann dann auch aus dem Buch raushängen.       


 





 

Stille, ich kann mich wieder denken hören. Langsam kommen Worte, Kombinationen, Ideen hinter ihren Verschanzungen hervor, schauen sich um, atmen. Es gibt Raum. Ein paar Minuten am Tag, vielleicht eine Stunde, wenn ich es zulasse...  (kein Hörbuch, keine Musik, kein Film)

 

(Das hat jetzt was von Abarbeiten, aber auch Ms Frankenstitch gehört hierher. Vorgestern fertig gemacht und gepostet. Warum hab ich den traurigen Gesichtsausdruck nicht geändert? Weil ich den betonen wollte. Die Konzentration, die Strenge. Es nervt mich, auf Fotos immer lachen zu müssen. Mein normaler Gesichtsausdruck ist eher so, dass mich die Leute fragen, was los ist. So wie hier. Also rein mit den Falten, den gesenkten Mundwinkeln.)  

 

Dienstag, 27. September 2016

Walnuß und Zwiebeln





Die Gläser sahen aus wie mit zwei verschiedenen Arten Ursuppe gefüllt. Eins mit Walnußschalen aus den Ahrwiesen (trocken und steinhart unter den Füßen, gelbes Gras, einzelne grüne Halme, die schon einschrumpfen, weil das Wasser fehlt), eins mit Schalen meiner Zwiebeln aus dem Garten. Übers Wochenende auf der Fensterbank. Am Tag heizten sie sich in der Sonne auf, nachts kühlten sie runter wie im Kühlschrank.

Die Garne sind in Abstufungen gefärbt, je nach Lage das Fadens im Strang. Mal sehen, wie lang die Farbe hält, es ist nichts fixiert. 




Sticktwist, Seide und Perlgarn mit Walnuß


Perlgarn und Baumwolle aus der Ateliergemeinschaft mit Zwiebelschalen



Perlgarn mit Walnuß (unten) und Zwiebelschalen (oben) 

Ich freu mich schon drauf, mit diesen Garnen zu sticken. Sie fühlen sich auch nach dem Ausspülen ein bißchen fester an als vor dem Färben, als hätten sie eine Substanz aufgesogen, was ja vielleicht auch stimmt. 

Und hier der nächste Ansatz mit Walnußschalen von Micha, in einem Riesen-Gurkenglas. (Bei mir ist nun Sauregurkenzeit.) Drin sind Baumwollstoffe, ein paar Stückchen aus der Blaufärbung von neulich, ein Stück rosa Bettuch von Barbara und zwei Stränge Garn, blaumelierter Sticktwist und dünnes pinkfarbenes Garn von einer der Spulen. Was für ein Material? Weiß nicht. Lauter sehr leuchtende Farben, stark glänzendes Garn. Wie wird die Farbe "ermüden"? Es müßte ein matt leuchtendes Rotbraun werden.

 

Sonntag, 25. September 2016

Überlegen

Kurze Betrachtung meines gestickten Selbstporträts mit etwas Abstand. 

So hat es bis vorhin ausgesehen, bis ich nochmal in die Kursanleitung geschaut habe. Und dann erschien es mir noch nicht fertig, der Hintergrund ist leer. Der zusammengesetzte Stoff reicht nicht aus als Gegengewicht zum Kopf mit seinen Details. 
 





Und so gibt es nun einen Hintergrund. 

 



Ich bin mir nur nicht sicher, ob das wirklich besser ist. Und zwar deswegen nicht, weil ich ziemlich spontan in meine Stoffkiste gegriffen und diese transparente Seide rausgeholt habe. Eine Bauchentscheidung. Ich bin im Zweifel, weil es vielleicht mehrere bessere Möglichkeiten gegeben hätte, wenn ich länger rumgesucht hätte. Das ist der Grund. Nicht weil mir dieser Hintergrund nicht gefällt. Das tut er nämlich. Ich finde auch den Kontrast zwischen den regelmäßigen Vorstichreihen, die ich im Hintergrund angefangen habe, und den glatteren Flächen im Gesicht ganz gut. Gliederung durch Oberflächenstruktur.
 
Was tatsächlich jetzt nicht mehr paßt, ist der grüne Strumpf. Der wärmere Ton des Tee-Stoffes ist viel besser. Also wegschneiden, die Reste bleiben als helles Highlight stehen. 

Bin beruhigt. Ich habe heute den ganzen Tag dran gearbeitet, und gestern auch bis spät. Und ich entwickle langsam Ehrgeiz, der mir bisher gefehlt hat.






Interessante Rückseite. Das würde ich nie so hinkriegen, wenn ich es direkt versuchen würde. Der Scan ist noch ohne Hintergrund, mittlerweile ist da auch mehr drauf.
 
 

Samstag, 24. September 2016

Die gesammelte Woche

September

Ende September ist der September da, morgens zumindest. Tieger auf der Fensterbank vor dem Küchenfenster, nach seinem ersten Dachrundgang. Er hat jetzt keine Lust mehr, so lange auf dem Dach zu bleiben.



In Kastanienkreisen



 Die ersten Kastanien, die mir in Poppelsdorf vor die Füße gesprungen sind, glänzend, glatt, frisch vor zwei oder drei Tagen. Dieser flüchtige Glanz ist weg, sie sind schon etwas getrocknet und bucklig. Die Schale zieht sich eng um den Kern zusammen. Beim Fotografieren das Muster der hellen herzförmigen Stelle mit dem Knubbel gesehen, wie ein Nabel. Mit den Schatten Kreise in Kreisen, Verzogen, verschoben. Ein Ausgangspunkt. Anordnungen. Skizzieren mit dem Fotoapparat. Denken mit den Händen.

Die Collage kommt mir wie ein gemaltes Bild vor. Eine Aufforderung.

Das blau-grüne Stückchen: ich hatte erst vorgestern eine Fortsetzung der Blüte in der Mitte mit dem Sublimatstift auf den grün gestreiften Stoff gezeichnet, die Linien sind heute schon verschwunden. Auf anderen Stoffen hat es länger gedauert.  





Kleiner Morgenhimmel mit Neocolor und meinem Kaküno-Füller. Manchmal klappt es in der Woche vor der Arbeit. Im Moment geht die Sonne beim Frühstück auf, nicht mehr lange. Ich vermisse das Licht.

Mond

Christinas vierzigster am nächsten Samstag. Ich nehme an, dass sie immer noch gern liest, also kriegt sie einen Büchergutschein und ein Lesezeichen. Der Anfang: Ein Schlafanzugmond (morgens im Schlafanzug am Frühstückstisch sitzen und lesen ...) mit balinesischen Wolken. Der Himmelsstreifen ist auf den Mond appliziert, der Mond sozusagen hinten. Fühlt sich schön an, ein etwas vertiefter Kreis.

 


Der Mond wirft von hinten kleine Lichtlinien und Punkte auf die Wolken. Die Blume darunter wird auch noch etwas Licht bekommen. Blätter und Zeug drumherum werden beim Draufnähen zurückgeschnitte, da muß etwas einfarbiger Hintergrund hin, sonst ist zuviel los auf dem kleinen Stück. Lesezeichenformat ist die halbe Breite. Ich bin sehr gespannt auf den Streifen, der dann abgeschnitten wird. Ausschnitt erstmal mit Picasa durchspielen!

 

 Taschentuch Nummer zwei

Jude Hill sagt etwas von "die eigenen Regeln brechen". Erste Frage: Welche Regeln hab ich mir unbewußt gesetzt? Ich neige dazu, mir Regeln zu geben, zu denken: das muß jetzt so sein. Hier ist es die Richtung der Stiche.
Schräge und geschwungene Spuren sticken (die Stiche sind Spuren, wie Evas Linien, welche Überraschung), Stellen freilassen, Kontrast in der Oberfläche.
Welche Regeln gibt es noch, von denen ich noch nichts weiß?
 




Karte

Eine Karte, die Andreas mir überlassen hat, eine Beigabe zu einem Eisenbahnbuch, hat aber mit Eisenbahn nichts zu tun, sondern gehört zu einem Buch über Taktik. Schlesien 1913 in kleinem Maßstab, sehr glattes Papier. 
Sie ist so detailliert, so viele Muster und Zeichen. Ich könnte ein Stück ausmalen (die vielen Ausmalbücher auf dem Markt!). Welcher Stift wird wohl auf dem Papier halten? 










Dienstag, 20. September 2016

Das zweite Taschentuch

 Mein aktuelles Zugprojekt. Zwischen all den Smartphone-Guckern sitze ich und sticke. Sehr seltsam.

Eine kleine Zusammenstellung in die Mitte: Geschirrtuch, Bluse, uraltes Bettuch, mit Tee gefärbt, der weiße Grundstoff ein altes Kissen von Tante Liesel. Alles Geschichte, nicht nur meine, sondern auch die der Familie. Das Bettuch war schon alt, als ich es vor ewigen Zeiten von zuhause in meine erste Wohnung mitnahm. Und das Taschentuch von Papa. Paßt.
 

Das warme Quadrat in der Mitte. Ein kleines Gitter in der Ecke, mit Vorstich rausgepickt.


Die Vorstiche sind nicht nur dazu da, das gepatchte Stück auf dem Taschentuch zu befestigen, sondern es optisch zu verbinden. Die Grenze verschwimmt. Eine Textur entsteht, wie ein gepflügtes Feld. Außerdem liebe ich den Rhythmus des Stiches. 

Der Anstoß dazu ist Kantha, aber es ist nicht Kantha. Das wären fremde Federn, es steht mir nicht zu. Ich mache keine "Technik". Es ist einfach mein Lieblingsstich.



Wenn das Taschentuch fertig ist, möchte ich es auf den Küchentisch legen und meinen Essteller draufstellen. Es soll gebraucht werden, wie die Stoffe in ihrem ersten Leben gebraucht wurden.

So wie das kleine Probeläppchen jetzt im HISKP unter meiner Kaffeetasse liegt.

 

Kornblumenblau

Die Shibori-Stücke sind so schön geworden!



 Am besten gefallen mir die genähten Formen - einmal mit Vorstich rundherum, fest anziehen, den Stoffpuschel, der sich in der Mitte hochwölbt, mit dem Restfaden fest umwickeln. Hier auf der gemusterten Seide meiner alten Bluse.



Ich mag die Äderungen, die durch den gewickelten Faden entstehen. In den Blattformen lebt es. 










 








 Ganz einfach: Reihen Vorstich nebeneinander, die Fäden paarweise anziehen und verknoten. Probieren in Grau und Blautönen, in Braun: Riffelungen auf Sand, Rinde ... 

Hab mir bei Micha Walnußschalen bestellt. Das wird eine schöne Sauerei geben!

Neues vom Selbst

Das Ergebnis vom letzten Sonntag: Strich und Fläche. Dünne Linien mit gespaltenem Rückstich, der auch in Vorstiche auslaufen kann. Der Grund des Gesichts ein alter hellgrüner Nylonstrumpf, darüber dünne Seide in Blau, Türkis, Lila, Olivgrün, aus dem ich mir die passenden Farben rausschneide. Mit Ministichen mit Nähgarn befestigt. Die Haare vorerst noch ein Helm aus frisch gefärbtem Baumwollstoff.

Immer weiter weg von dem Gedanken, es müßte "ähnlich" sein. 

Was hab ich noch zum Schichten? Was mach ich mit den Augen und dem Mund? Etwas Kontrast muß jetzt rein ... Das braucht Zeit, und die Abende nach der Arbeit sind recht kurz. Also nächstes Wochenende weiter. Wenn das Bild fertig ist, werde ich mein Gesicht eine Weile lang nur noch zum morgendlichen Identifizieren angucken.

 






Fast zufällig die Palette aus meinem Nähgarnkasten mit den Garnrollen aus der aufgelösten Änderungsschneiderei. Unvorstellbar, wie lange ich werde nähen können ...




Ich gucke nicht immer so ernst und schwer! Muß mich dran erinnern, daß ich auch so aussehen kann - nach vier Stunden Wandern, mit Pitter auf dem Sabelsköpfchen. Wenn das Stoffbild fertig ist, werde ich mein Gesicht mit Genuß eine Weile nicht mehr angucken. 

Sonntag, 18. September 2016

Unterwegs

Auslüften vorgestern: noch einmal eine Fahrt mit der Hunsrückbahn, und von Ehr aus durch das Holzbachtal nach Buchholz -  mit vielen Mountainbikern, die dort ein Rennen fuhren - und weiter über das Sabelsköpfchen nach Boppard. Wieder sind wir auf halbem oder dreiviertel Weg den Schildern der Traumschleife Elfenlay anvertraut (Traumschleife: immer gut), diesmal in die andere Hälfte der Schleife. Ein schöner Weg. Das letzte Stück nach dem Sabelsköpfchen wird abenteuerlich, überraschende Treppchen in den Hang hinein, Gänsemarsch in der Schräge, Kletterei rauf und runter. Bis wir in der Flogtstraße rauskamen und erneut feststellten, dass es sich lohnen würde, in Boppard eine Tour durch die Gassen zu unternehmen.


 Meine Sammlung wächst: Fachwerkhaus in Remagen


 ... und noch eins in Ehr. Das Dorf liegt in einer kleinen Senke wie in einer flachen Tasse.


 Weide im Holzbachtal


Das Wandererbuffet an der Buchholzer Hütte



 Der klassische Blick auf den Bopparder Hamm vom Sabelsköpfchen







Vor der Fahrt eine der letzten Korbblütlerinnen am Gleis am Ahrweiler Bahnhof. Bis auf ein-zwei sind alle abgeblüht. Und meine zuhause hat Pfötchen abgefressen.

Freitag, 16. September 2016

Selbst auf Stoff

Eine Janssen'sche Überschrift. Die nächste Aufgabe im Kurs ist, das gezeichnete Selbstporträt in einem Medium der Wahl umzusetzen. 


 Meine Strichzeichnung mit Tränensäcken, schlaffem Kinn und faltigem Hals sowie dem "Mir bleibt auch nichts erspart"-Gesichtsausdruck, den ich beim konzentrierten Gucken immer habe, mit Pastellkreide "ausgemalt", und




in Picasa weiterverarbeitet - Farbumkehrung, Tontrennung, HDR, Neon, die ganze Palette. Ein Hexenbild, das aus Baumrinde hervorkommt. Gefällt mir von allen Bildbearbeitungsspielereien am besten.  

Ich hab mich entschlossen, mutig zu sein. Kleine Stoffstücke, mit der Hand aufgenäht und überstickt. Beim Übertragen ist die Zeichnung natürlich spiegelverkehrt auf den Stoff gekommen - Hintergrund: das zusammengenähte Stück aus den alten Betttüchern, mit Tee gefärbt. Der verschwindende Markierstift verschwindet unter Kunstlicht sehr schnell. 

Mund und Augen hab ich nochmal aus Papier ausgeschnitten, um die später genau nachzeichnen und platzieren zu können. Ich denk mir, wenn die und die Kontur stimmen, hat der Rest mehr Freiheiten. - Die Nähte übers Gesicht erinnern mich schon mal an Frankensteins Monster.

 

Der nächste Schritt ist dann Stoff aussuchen. Das wird spannend!

Anderes: Die kleinen Stückchen liegen auf dem Tisch wie Pralinen - nimm mich in die Hand, du könntest dies und das machen ... wir sind klein, es dauert nicht lange...

Was sind meine Lieblingsgestalten? Unter anderem Bäume. Das Ornament aus dem ersten Modul vom Sketchbook-Kurs, das mich so an eine kleine Baumgruppe erinnert und das ich immer wieder verwende, Druckstock positiv und negativ. Eine Schablone für Vorzeichnungen:




 Ein Sichtfenster: die Welt durch die Baumstämme und Zweige betrachtet. Im Moment ist sie dunkel.



Leinengarn aus der Ateliergemeinschaft, Reste vom Weben. Sperrig, der Faden liegt nicht glatt und weich wie Sticktwist. Die Bäume werden (auch) zu was anderem. Gilt das nicht auch für Symbole?

Donnerstag, 15. September 2016

Noch mehr Altes - Shibori

Lang ist es her seit Rumis Kurs in der Ateliergemeinschaft. Ich bin immer noch sehr zurückhaltend mit den schönen Stoffen, die da entstanden sind. Mit dem Anstoß von Glennis Dolce, über Spiritcloth, meiner neuen Bibel, gefunden, kommt jetzt ein neuer Anlauf. Nur bescheiden, ganz einfach. Ich mag es gar nicht so ausgefeilt und mehrfarbig. 

Letzte Woche hatte ich ein paar Stücke vorbereitet. 





 Das ist gestern dazugekommen. 


 
Vorstich in Reihen, dann zusammengezogen. Ein Stück alte Seide, das ich mal zum Sticken bemalt habe, Gelb und grüne Einsprengsel. Sieht aus wie ein Insekt, ein längsgestreifter, etwas verpeilter Tausendfüßler. (Sind Tausendfüßler Insekten?)

Habe noch ein paar alte Ärmel in Farben, die dann mit Blau überfärbt werden. Muß ich noch nähen, vielleicht morgen auf der Zugfahrt nach Boppard und zurück. Farben, die nicht so meine sind, die ich als zu grell empfinde. Mir ist nach Farben, die nicht zu neu aussehen, Farben mit Geschichte.


Und der Zwischenstand zu meinem Untersetzer. 


Die  blaue Linie entlang der Naht hebt das dunkle Quadrat in den Vordergrund, als läge es über den anderen. Wann werde ich lernen, wie man die Ecken ordentlich fasst? Die angefressenen Ecken sind mal wieder Notlösungen. Allerdings finde ich sie ganz schön, passen zu dem Naturhaften.

Es macht sich gut neben dem Keltenfürsten und über dem letzten Stück meines geschichteten Papiers - mein Wales-Papier.  

Blau und ocker, blau und siena.