Die Blaufrau

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Malen, Zeichnen und Textilkunst haben mich mein Leben lang begleitet, je länger, desto intensiver. Ich bin gespannt, wo es noch hingeht!

Freitag, 29. Mai 2020

Plätzchen für Schätzchen - Stitch Club die erste

Stolzes Ergebnis der ersten Woche Stitch Club. Eine Tasche, ein Behälter für einen der gesammelten Schätze (Steine, Federn, Schalen, der eine schöne Knopf - alles Mögliche), oder vielmehr drei. Mit Löchern zum Durchgucken. Sah erst so einfach aus, bietet aber viel Stoff zum Nachdenken. 



Die drei Gegenstände hab ich mir gar nicht ausgewählt, die warfen sich mir sozusagen an die Brust: Gehäuse von Schnecke, Seeigel und Muschel. Alle sehr zerbrechlich und auch schon zerbrochen, mit Blick auf Außen- und Innenseiten, Vorder- und Rückseiten. Sie haben früher Tieren als Behausung gedient, die leeren Innenräume gehören zu ihnen.


  

Die Formen sind sehr unterschiedlich, deshalb wollte ich die Konstruktion der Täschchen variabel machen, basierend auf einem Grundelement. Erstmal zeichnen.


Zuerst die Tasche für den Seeigel, die mußte am breitesten und rundesten sein, also aus vier Teilen zusammengesetzt. Das Nachdenken über die Konstruktion, das Zeichnen dabei, ist eigentlich eine Klärung der Gedanken, das Finden eines Ausgangspunktes. Ich habs dann doch anders gemacht, nur zwei Teile haben die Augen, die Farbe ist anders geworden. Einen Deckel hatte ich im Kopf.  







Während ich die erste Tasche machte, wurden die Pläne für die beiden weiteren konkreter, ich hab sie der Vollständigkeit halber aufgezeichnet. Ich kann sowas nicht abstrakt durchplanen, auch wenn ein Maß an Vorüberlegung hilft. 

Stoff: Ein ziemlich schwerer Baumwolldamast aus irgendeinem alten Stoffvorrat, der mal bei mir gelandet ist, mit dünner Acrylfarbe bemalt und dadurch ungefähr so stabil wie Denim geworden. Guter Schutz. Wie wäre es, wenn man transparenten Stoff nimmt?

 
 Das Grundelement mit dem Drahtrahmen für das "Auge". Der Draht rutscht sehr herum, also mit ein paar Stichen festheften. Einfädiger Sticktwist ist etwas dünn dafür, die Stichelei war nicht einfach. Hätte was anderes nehmen sollen.

Eigentlich ist dieses Auge ein Durchzugsloch für Kordel, am Rand einer Plane. Wird hier zu was ganz anderem. - Durch den Draht kann das Loch noch etwas geformt werden. (Wie wäre es, Draht in Stoff und Fäden einzunähen und dann damit zu formen?)

Das erste Auge ist fertig. Spannend, der erste Blick.


   "Auge" gefällt mir. Zum Rein- und Rausgucken.


Vorder- und Rückseiten




 Die haben was sehr Gemütliches, eine kleine Familie... 

Im Rand eine Runde Draht eingenäht, damit kann man das Täschchen auch noch formen. Ein paar Stiche, die etwas von den Gehäusen aufgreifen - die Spirale des Schneckenhauses, die Kreismuster der Seeigelschale, die runden Kalkablagerungen auf der Muschel, Andeutungen, nicht zuviel.   

Ich finde es schön, daß man die Gehäuse gut sehen kann durch die großen "Augen", es ist nicht nötig, sie zum Anschauen rauszuholen, und das schützt sie. Die Täschchen sind jeweils ein bißchen zu weit, so daß die Gehäuse nicht fest darin sitzen. Dadurch gibt es aber auch Raum darin. - Wieviele Augen könnte man einbauen, ohne daß das Täschchen aufhört, eine Hülle und ein Schutz zu sein?

Mal gespannt, was nächste Woche kommt. Ich fühle mich immer noch so, als wäre ein ganz persönlicher Wunsch in Erfüllung gegangen mit der Einrichtung des Stitch Clubs. Von anderen lernen und angeregt werden, daraus was Eigenes entwickeln - und es ist immer was Eigenes, wenn ich mir die Zeit nehme, das, was ich mache, genau anzugucken - und selbst etwas zeigen. Ich mache Schritte in Richtung Gemeinschaft.