Die Blaufrau

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Malen, Zeichnen und Textilkunst haben mich mein Leben lang begleitet, je länger, desto intensiver. Ich bin gespannt, wo es noch hingeht!

Sonntag, 26. Juli 2020

Alles immer da ...

Nachlese vom Zoom-Kurs gestern, Zeichnerische Kompositionsübungen an der Alanus-Akademie. Eine Nacht späte, ein paar Stunden im Wald später, eine Eichelhäherfeder und einen Juli-Strauß aus Wilder Möhre und Rainfarn später ... nun ist der Kopf wieder freier.

In letzter Zeit scheint alles zusammen zu kommen. Und auch der Kurs paßte gut in diese Re-Vision. In der Besprechung der Kompositions-Prinzipien und -Möglichkeiten und in der Betrachtung der entstandenen Arbeiten bin ich auf so vieles gestoßen, was ich "irgendwie" schon wußte und schon sah, aber diesmal in einen Zusammenhang gebracht. Sehr reichhaltig!

Aufgabe 1: 5 Alltagsgegenstände auf einem A2 Format anordnen, die Variationen fotografieren, drei aussuchen und sagen, welche einem am besten gefällt. 









Das war meine Wahl. Ich mag die kompakte Form gegen die Linien, die durch die Schatten nochmal variiert werden. 


2. Aufgabe: aus gerissenem Papier Formen legen auf A3, dabei Kompositionskontraste beachten; mit vorgegebenen Begriffen assoziieren
 



 Flüstern


Stau


Geisterspiel



 Transzendenz


 Gefunden

Obwohl wir ausführlich über die Arbeiten sprachen, fällt mir erst jetzt auf, daß die letzten drei alle die Diagonale von unten links nach oben rechts betonen. Wie Martin sagen würde: Nicht falsch, aber nicht bewußt. Wie bei der Alexander-Technik: mir bewußt machen, was ich tue.


Aufgabe 3: Lineare Zeichnung der 5 Gegenstände auf A2 mit Aufmerksamkeit auf die Kontraste (Richtung, Größe, Form, Anordnung - ich kriege die Begriffe schon nicht mehr zusammen)  



 Mit Zeichenfüller, weil ich ja brav ein Medium mit gleichbleibendem Strich genommen habe, wie in der Versuchsanordnung vorgesehen - keine ausdrucksvollen Striche, keine Schraffierung oder Schummern oder sonstwas. Nur Linien. Das fiel schwer! Und die Größe war auch schwer hinzukriegen, ich hab alles etwas kleiner gemacht, als ich eigentlich vorgehabt hatte, die Gliederpuppe und der Krug sollten kräftig angeschnitten sein. Ich hätte die Gliederpuppe viiiiiiiel größer machen können, sehe ich jetzt, das wäre gut gekommen. Abstand bringt einiges.


4. Aufgabe: Blatt halbieren und eine Hälfte weiter bearbeiten und intensivieren, mit gleichem Mittel.




Auch hier hätte ich einen Teil der Gliederpuppe nehmen können. Das ist mir gar nicht eingefallen. Wollte den Krug einbauen, weil ich den so gern mag - habe dann überlegt, was das mit dem Bildganzen macht und dachte, ok. 
So könnte es gehen: die Ideen kommen lassen und dann gucken, wie ich sie einbauen kann, und dabei an die Komposition, an die ganzen Kontraste denken und was sich damit ausdrücken läßt. Kombination von Intuition und Nachdenken, wobei die Intuition zuerst kommen muß. Das allein ist schon ein wertvolles Ergebnis für mich. 

Wie schön es ist, sich mit anderen über das auszutauschen, was man gemacht hat, und die Arbeit der anderen zu sehen. Martin sagte, man lernt mehr aus den Arbeiten der anderen als aus den eigenen, weil man für die eigenen so betriebsblind ist. Das sei auch der Sinn von Kursen und Kunststudium. (Dieser Blog ist ja mein Versuch, meine Betriebsblindheit etwas auszugleichen.) Seine Aussprüche während des Tages haben bei mir jedes Mal Aha-Momente bewirkt. 

Welche gab es noch? Daß das beste Mittel bei der Arbeit an einem Bild das Reduzieren ist. Daß wir uns so gern auf ein Objekt stürzen und das liebevoll malen oder zeichnen, daß wir das Bildganze darüber vergessen. Daß wir unbewußt immer und sehr stark den Drang zum Harmonisieren haben - mittige Anordnung, gleiche Größe, Ausgewogenheit - und daß es gut sein kann, bewußt Spannung zu schaffen, um das auszudrücken, was wir wollen. - Das sind nur einige, mir fallen bestimmt noch ein paar ein ...

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Videokonferenz ist was Anstrengendes! Wir hatten nicht nur einen strammen Zeitplan (was essen und einen Tee trinken mußten wir zwischendurch einbauen), sondern es fehlt auch was Wichtiges, wenn man sich mitteilt, aber nicht zusammen im Raum ist. Und ich habe den Eindruck, daß wir ständig versuchen, dieses fehlende Element auszugleichen, vergeblich. Nach dem Kurs war ich so fertig wie lange nicht. Bereichert und erfüllt, aber total hinüber. 

Und jetzt ein Bild ... ich habe so lange nur Skizzen gemacht oder Studien, aber kein Bild (außer mit Textilien). Und ich denke, es sollte was Jetziges sein, keins der Urlaubsbilder, obwohl es da reichlich Anregung gibt.
 

 

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