Endlich bin ich mal rechtzeitig mit einer Aufgabe für den Stitch Club fertig geworden! Ich glaube, nur deswegen, weil ich einen Teil von mir abgeschaltet habe, den zögerlichen, fragenden Teil, der immer hier oder da noch was besser machen möchte, um ein möglichst perfektes Ergebnis zu haben. Es gab so viele Fragen zur Technik, daß dieser Teil gar nicht zu Wort kam. Alle ästhetischen Entscheidungen wurden so nebenbei getroffen, im Vordergrund war: Wie klebe ich das? Welches Papier nehme ich? Welchen Unterfaden zum Maschinensticken? Wenn was schiefgeht: macht nix, ich krieg das schon wieder hin. Keine Kostbarkeit, kein Festhalten.
Aufgabe: ein Leporello, eine Collage mit Textil und Papier, mit Seidenpapier und dünnem Leim beklebt, so daß das Blatt transparent versiegelt ist und weiter bearbeitet werden kann. Thematische Anregung: Urlaubserinnerungen, gesammelte Dinge verarbeiten.
Also: meine Schottland-Wanderung 2017. Die ausgedruckten Ordnance Survey Karten als Grund, darauf Bilder von Tieren, die mir begegnet sind, hauptsächlich Vögel.
Das Verkleben von Stoff ist mir grundsätzlich unsympathisch, deshalb hab ich erstmal die Collage nur mit Stichen zusammengesetzt und schon mal eine Wasseramsel mit der Nähmaschine reingestickt, nach Vorlage von Jonsson, Die Vögel Europas, (mit den schönen Aquarellen). Die anderen Vögel, Austernfischer, Schottisches Moorhuhn, Schneehuhn, und die Abbildungen von Baummarder und Hasen kamen jetzt auch schon drauf, mit Acrylfarben gemalt - sollte ja wasserfest sein.
Nach einem gelungenen Probestück mit verklebtem Seidenpapier (wollte der Aufgabe doch eine Chance geben) hab ich dann doch das Seidenpapier drauf geleimt, das Ergebnis war nicht ganz so gut wie bei der Probe. Die Abbildungen von Baummarder und Hasen waren kaum erkennbar, die Farben gedämpft. Also hab ich die Farben der Vögel mit Buntstift auf der etwas gecrinkelten Papieroberfläche nachgemalt und neue Abbildungen von Baummarder und Hasen draufgenäht. Dazu Feder - in Schottland aufgesammelt, in meinem Reisetagebuch aufbewahrt - und das Hirschgeweih.
Die Wasserläufe sind nachgestickt, ich finde, das verbindet die Tiere mit dem Hintergrund. (Bright Waters - ein wichtiges Stichwort für diese Wanderung. Vielleicht kann ich diese Methode mal auf die Wasserbilder anwenden, mit transparenten Schichten arbeiten, Acryltusche.) Daher auch der Stoff für den Umschlag, aus dem alten Shibori-Kurs, erinnert mich an die Lichtreflexe auf den Flüssen und Bächen.
Die Titelseite.
Ein Aquarell des Rotkehlchens in Fort Augustus als Erinnerung an die vielen Rotkehlchen, die mich am Zelt besucht haben auf der Suche nach Krümeln. (Ob auf der nächsten Tour wieder eins kommt?)
Das Zitat von John Muir ist passenderweise aus dem Natur-Büchlein, das ich mir in Shiel Bridge gekauft habe.
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