Die Blaufrau

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Malen, Zeichnen und Textilkunst haben mich mein Leben lang begleitet, je länger, desto intensiver. Ich bin gespannt, wo es noch hingeht!

Mittwoch, 29. April 2020

Zeit ... und Erinnerungen

... oder wie auch immer. Alles zusammen.

Zeit: hab ich jetzt mehr, real und gefühlt. Und es ist weniger Druck, was zu machen, denn einiges kann ich im Moment (wie alle) nicht machen. Und in der unbedrückten Zeit breiten sich Ideen aus, Ideenkeime treiben Blüten. 

Zeit: Lange haben die Blätter an der Pinnwand nebeneinander gehängt, und nun habe ich mich vielleicht an diese Zusammenstellung gewöhnt - und plötzlich finde ich, daß sie zusammen passen. Füge sie zusammen. Die Idee, die mich zu den Stoff/Papiercollagen gebracht hat, lebt auf. 

  
Die Collagen oder Teile davon zusammen mit auf Stoff übertragenen Fotos. Ich spiele noch mit Motiven, Gläser, Feder, Tassen - Erinnerungen an ungezählte gemeinsame Tassen Kaffee, Gläser Wein. So aneinander gefügt sehe ich oder erfühle ich eine Geschichte, die ließe sich so erzählen. Nicht chronologisch, sondern visuell, taktil (meine Liebe zu bestimmten alten Stoffen, die ich zum Teil schon lange horte). 


  
Die Kaffeetafel zu Gilles 50. Geburtstag, mit geliebtem altem Porzellan. Foto mit Lavendelöl auf einen zarten Baumwollstoff abgedruckt, darüber eine Seite aus einem Bachblüten-Buch. Spiegelverkehrt, aber macht nix. Schrift und Druck auch als Zeichen von Erinnerung, niedergeschrieben, festgehalten. Ich bin immerhin ein Bücherwurm. - Die Rose von Evas Kissenstoff gehört unbedingt in die Ecke.
 

  
Die Form umrandet mit weißem Maschinenstickgarn (viel zu glatt, rutscht ständig aus der Nadel, aber ich wollte was Glänzendes haben). 

Wird weiter überstickt, unter anderem mit Linienstich.


 Proben





Alte Lieben - ich wälze meine alten Stickbücher auf der Suche nach Vorlagen. Sowas wird normalerweise auf Zählstoff gestickt; deshalb hab ich das Muster auf Transparentpapier gezeichnet und durch das Papier gestickt, das hinterher weggerissen. 





Funktioniert, aber die Stiche liegen dann recht locker auf dem Stoff, und je nach Muster ist das Wegreißen lang und kniffelig. Zweite Möglichkeit: mit Kopierpapier auf den Stoff durchzeichnen. Die Farbschicht des Kopierpapiers ist kreidig und reibt sich ab, stört dann also nicht.

So ein Muster soll halbwegs über die Kaffeetafel, wie ein ausgefranstes Stück Spitze. 


Auf das übertragene Foto von den Steinen am Michaelsbrunnen in Potsdam eine Spirale - der Ring, den ich mit Gille zusammen in Potsdam gekauft habe.


 gezeichnet mit den neuen Kohlestiften




 Gestickt in drei Reihen Stielstich dicht aneinander, ich wollte eine glänzende flächige Linie, umrandet mit dünnem Nähmaschinengarn mit dem Überfang/Stielstich, den Emily Tull in ihrer Stitch Challenge vorgestellt hat.

Für mich haben diese dicht gestickten Formen eine enorme Präsenz auf dem Stoff (die Knoblauchknolle auch). Frage mich, woran das liegt. Ich liebe das. Würde am liebsten alles Mögliche so sticken (und wäre damit bis ans Ende meiner Tage beschäftigt ;-)) 




Es ist bestimmt handwerklich nicht korrekt, eine Stickerei über die andere zu legen, aber ich plane das nicht von vorn bis hinten, geht gar nicht. Also passiert das. Und ich mag hier die Kombination der lockeren Vorstiche mit der dichten Fläche.


See und Himmel: der schmale Luzin. Auch ein übertragenes Foto mit weiterem Stoff drüber, und ein lange gehortetes Stück Organza zum herbstabendlichen Abdämpfen der Farbe. Da wird Vorstich drüberkommen.

 




So weit so gut. Ich habe etliche Hintergründe, Motive für drauf; die Komposition ist wie immer bei mir ein schwieriges Thema. Viele viele Fotos ...

Samstag, 18. April 2020

Die Zärtlichkeit des Stickens

Ob es wohl noch weitere Challenge-Wochen gibt? - Die Aufgabe der 4. Woche war Couching - Überfangstich, Klosterstich, oder wie immer der auf deutsch heißt. Ein Mustertuch. "Die Zärtlichkeit des Stickens", schrieb Richard McVetis. Zeit, Rhythmus.




Angefangen mit dem Quadrat aus gefalteten Papierstücken (die Zeichnungen aus dem Boesner-Blatt), dann der Kreis aus der handgesponnenen Wolle vom Kuchenheimer Wollmarkt, beides mit Nähgarn festgenäht. Der Umriß des Kruges mit Perlgarn, dünnes Seidengarn zum Befestigen; das Blatt mit Paketgarn gelegt, für die Blattadern mehr und mehr entzwirnt und mit Sticktwist gestickt. Ich weiß nicht, weshalb ich dafür braunes Garn genommen habe und nicht eins im Ton des Paketgarns.

Ich mag die Rückseiten!

 

Maikäfer flieg!

Die Jagdsaison hat wieder begonnen. Gestern abend hat Tieger den ersten Käfer des Jahres vom Dach reingebracht, tatsächlich einen Maikäfer. Der große Käferjäger!

Natürlich hat der Käfer nicht stillgehalten zum Zeichnen, deshalb ist die Zeichnung vom Insektenführer abgenommen. Ich wollte es aber dokumentieren ... Maikäfer mitten im April.




Buntstift und Inktense-Stift

Wie groß er war, und wie kräftig er sich in meine Haut reinkrallte, als ich ihn zum Fenster trug und er aus der Hand krabbeln wollte.

Montag, 13. April 2020

Anknüpfen


(Ich sollte mal Wendungen aus dem Bereich der Stoffe zusammenstellen.) Anknüpfen an die "Challenge", Woche 3: das geschlossene Auge.





Ich hätte für die Fältchen einen anderen Stich nehmen sollen. Die Wimpern hab ich direkt vom Foto "abgestickt", ohne Zwischenzeichnung. Das geht besser als zeichnen, vielleicht gibt die Langsamkeit des Stickens mir genug Zeit um genau hinzusehen und mich nicht verwirren zu lasen.

Beim Sticken kamen mir ständig meine alten Strichzeichnungen in den Sinn (auch für sowas läßt der Vorgang reichlich Zeit), ich suchte mir den Knoblauch aus. Auf einem Läppchen aus teilweise selbst mit Tee und Zwiebelschalen gefärbten Stoffen und einem Stückchen Shibori. Mit Sticktwist, der ein bißchen weicher liegt als das Nähgarn.




Die Strichzeichnung






 Farbe und Struktur. Wieviel Körper die Knolle hat! Das Licht reflektiert sehr variabel auf den Stichen, je nach Winkel heben die sich kaum vom iHintergrund ab oder treten stark hervor. Mir fehlt noch was, wodurch die Knolle nicht so allein auf dem Stoff steht. Das Shibori-Stück als Fenster, den Vogel komplettieren, eine Linie von Küchensachen. Krug, Becher. Die Silhouette der Both'schen Villa - Mein ständiger lieber Küchenausblick? 

Die Wiederentdeckung des Plattstichs. Der hat so eine starke Wirkung, wie läßt sich so ein Element mit anderen Stichen, z. B. Vorstich, kombinieren? Wie sieht der Stich mit Nähgarn aus?

Osterspaziergang

Alles wächst und entfaltet sich so schnell, ich komme gar nicht hinterher ...



 Knoblauchsrauke - die wuchern und blühen jetzt. Mit Zeichenfüller auf Steinpapier, die Tinte braucht ewig zum Trocknen!





 An der "Seelentankstelle" entsteht anscheinend ein Bienengarten. Am Schild liegen abgeschnittene Äste oder dünne Stämmchen mit Fraßgängen unter der abblätternden Rinde. Striche/Linien von ganz anderen Absichten gezogen als menschlichen Erwägungen.  


 Eichenschößling am Hohlweg zum Asbacher Hof (und ein Tiegerhaar), eine Handspanne hoch. Noch viele Schößlinge, alle mit diesem mutigen Stengel und dem Schopf aus vier Blättchen.


In der Wiese sitzen und zeichnen.










 

Donnerstag, 9. April 2020

Fortsetzungen

Weitere Stich-Probe, Folge der 1. Challenge-Woche; über Schrift - das auch zur Probe von einer Laserdrucker-Kopie mit Lavendelöl auf Stoff übertragen. Mit Nähgarn gestickt, also sehr fein; Farbschleier, kräftiger als erwartet.





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 Das Wohnzimmer riecht intensivst nach Lavendelöl. Drei Fotos aus Potsdam auf alten Kissendamast übertragen als Stickgrundlage, mit Teeblättern zusätzlich eingefärbt, weil das Weiß zu grell ist. - Fortsetzung eines kaum angefangenen Projekts. 
 




 Malereien - Reste davon - in den Fensterlaibungen des Belvedere







Von einem Foto des Michaelsbrunnens übertragen - wozu hab ich schließlich diese ganzen Fotos von Steinen, Oberflächen, Baumrinden usw? Hierauf probiere ich erstmal Vorstich-Variationen aus, auch mit Nähgarn. Richtungen.

Das Projekt schiebt sich in den Vordergrund, obwohl ich zunächst an was anderes dachte (Steinfeld, den Garten der Stille); ist also wohl jetzt dran. Mal sehen, ob ich es so verfolgen kann, wie ich es jetzt plane. 

Augen-Blicke

Woche 3 der Stitch Community Challenge (oder ist es Community Stitch Challenge? - irgendwie sind diese Titel so austauschbar ...): ein Auge, ganz detailliert beobachtet und minutiös nachgestickt, möglichst jede Wimper. Erstmal nur wie eine Strichzeichnung.

Ich bin sehr froh, daß ich Petra grade zur rechten Zeit sehen und ihr Auge fotografieren konnte. 



Zumal Petra sehr schöne Augen hat!






Farbe ist erstmal zuviel, also mache ich zunächst Zeichnungen mit Schwarz, Grau und Weiß, wie es auch gestickt werden soll.


Ein Anfang - es schreit nach Farbe, nach Schattierung. Ich mache morgen weiter, ich brauche gutes Licht dafür, und es dämmert jetzt. Die Kombination von Überfangstich und Stielstich, präzise gestickt, ergibt eine schöne geschmeidige Linie, wäre was für die Blindzeichnungen. Dünner als Stielstich, flüssiger als Steppstich. 

Für die Form des Auges und das Lid hab ich mich an der Zeichnung orientiert (allerdings war die Vorzeichnung auf den Stoff nicht einfach und ist nicht ganz gelungen - das geht mit einer genauen Übertragung mit Transparentpapier bestimmt besser), aber für die Wimpern direkt am Foto (in Schwarzweiß ausgedruckt), das ging überraschend gut. Ich könnte für die Farben das Foto in Farbe ausdrucken - einen Abzug bekomme ich ja jetzt nicht, aber ein Ausdruck ist vielleicht sogar noch besser. Und dann nochmal ganz neu anfangen auf weißem Stoff, direkt vom Foto auf den Stoff pausen, ohne den Umweg über die Zeichnung.

Und ich habe noch einige Strichzeichnungen, die ich mal so probieren könnte ...

 

Samstag, 4. April 2020

Balance

Community Stitch Challenge, Woche 2. Aufgabe von Cas Holmes, von der ich schon drei Bücher habe, sehr inspirierend. Eine Collage aus Stoff, vielleicht Papier; Gefundenes, Vorhandenes, Alltägliches.

Erstmal kämpfe ich mit der Komposition und mache an einem Abend Fotografien von allen möglichen Varianten - und komme tatsächlich zu einem HIntergrund, mit dem ich zufrieden bin. Ich traue mich sogar, das kostbare Stück Chiffon einzusetzen; ich weiß nicht mehr, woher das ist, vielleicht Gisela, die Hutmacherin?

Das Hauptmotiv ist die Teedose. Eine klare Form, und der Tee am Morgen ist in den letzten Wochen so ein schönes Element im Tag gewesen. Bei den bedruckten Papieren aus dem Sketchbookds-Kurs gibt es einige Möglichkeiten.







Die rote Variante ist mir hier zu gewichtig - wäre aber auch möglich. Das gestreifte Stück mußn irgendwie sein, ich brauche etwas Lineares als Kontrast.






Das hellere Papier, aber mit Nußbeize nochmal etwas dunkler getönt, damit es sich besser vom Hintergrund abhebt; eine andere Platzierung; schonmal eingezeichnet der Umriß von Spitzwegerichblättern aus meinem Pflanzentagebuch, für den Frühling. - Wie schön, eine meiner Zeichnungen zu verwenden!


 


Stickerei auf der Teedose, locker, ungenau, dazu muß ich mich zunächst überwinden. Der gelbe Vorstich für den Hintergrund ist Gewohnheit, entspannend, ein bißchen Licht. Die Stiche in den beiden grünen Blättern sind auch eher grob, aber nicht schlecht, sie deuten die gebogene Struktur zwischen den Blattrippen an. Die Stiche unten links stören, sie wollen was beschreiben, tun es aber nicht richtig, entweder zuwenig oder zuviel. Im Zweifelsfall weglassen. 





Der leere Raum zwischen den beiden Blättern stört mich. Und ich habe ständig daran gedacht, Blütenmotive aus dem alten Kissenbezug von Eva einzuarbeiten. An einer Ecke finde ich eine sehr fadenscheinige Stelle und setze sie als eine Art Blütendolde in das V. 
 




 Mit Fliegenstich in Weiß (weiße Blüten im Moment überall, der Schwarzdorn verblüht, die wilden Kirschen fangen an), ein paar Vorstichlinien über dem Chiffon und einem Rahmen aus Blusennähten ist die Collage jetzt komplett, auf ein Stück Universalpapier aufgenäht und hängt über dem Teeregal in der Küche.

 Ich bin ganz zufrieden damit. Vor allem mit der Arbeitsweise. Viel Fotografie, um Abstand zu gewinnen und Lösungen zu suchen. Auftrennen - also nicht aufgeben - einfach bleiben. Ein Balanceakt.









 

Grenzen

Community Stitch Challenge auf Textile Artists, 1. Woche 

Ein Nachtrag, die Woche ist die vorige Woche gewesen. - Was wäre die deutsche Übersetzung von Challenge? Eine Aufgabe jedenfalls. Seit ich mich aus dem Distant Stitch Kurs rausgezogen habe vor zwei Jahren, bin ich - abgesehen von "Zeichnen und Achtsamkeit" in der Alanus-Akademie - das erste Mal wieder in dieser Situation. Vertraut und wieder spannend.

Die erste Aufgabe: ein Stück Stoff, in vier Quadranten geteilt, 8x8 cm, vier Variationen eines Stickstiches; Aufgabe von Sue Stone. Ich hab mir Fliegenstich ausgesucht, erstmal Sockenwolle (der dünne Faden zum Stopfen) auf Leinen.




Sobald ich mit einer Variante anfange, kommen so viele Ideen, daß ich mich ablenken lasse. So gibt es immer mehr Ansätze, und das Ganze ist konfus. - Aber unterm Strich hat mich am meisten interessiert, wie der Stich im Zusammenspiel mit anderen aussieht. Vor allem das Muster unten rechts finde ich interessant; Reptilienhaut. 

 
 Auf meinem großen Baumwolltuch, das ich in Lüneburg als Lampenschirm benutzt habe. Eine Variante mit verschiedenen Garnen, alles Weberinnenreste, Baumwolle und Seide, matt und glänzend, dünner und dicker. Der Stoff ist weicher, ich nehme den Stickrahmen.









Ich verliere nach ungefähr einem Drittel der vorgesehenen Fläche die Geduld und fange an, aus dem ursprünglichen Plan auszubrechen. 

Vielleicht sollte ich mir die vorgesehene Fläche kleiner wählen. Mir das Muster vorher aufzeichnen. Klarere Grenzen setzen.